Dienstag, 10. August 2010

Messie History

Ein alter Artikel aus den Anfängen der Messiebewegung

„„PSYCHOLOGIE
Die im Chaos leben
Montag 16.11.1998, 00:00 • von FOCUS-Autorin Stella Bettermann
Chronisch unorganisierte Menschen nennen sich neuerdings „Messies“ – und suchen Rat in Selbsthilfegruppen
Die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung wird leiser, Pausen dehnen sich aus, angefüllt, man ahnt es, mit Scham. Nein, gibt die junge Frau dann atemlos zu, die Infobroschüren habe sie nicht auf die Post gebracht, das Gespräch von vergangener Woche ganz vergessen, die Notiz wohl auf unerklärliche Weise verloren . . .

Peinlich, aber nicht überraschend, schließlich bekleidet die Dame ein Amt, das ein Widerspruch in sich ist: Susanne Herms ist die Organisatorin der Unorganisierten. Sie betreut „Messies“, abgeleitet von „mess“ für Unordnung – und ist eine von ihnen.

Ein Name für das Chaos. Daß manche Menschen Probleme haben, „Struktur in ihr Leben zu bringen“, wie es der Offenbacher Psychotherapeut Werner Gross nennt, ist als psychologisches Phänomen bekannt. Relativ neu ist das Etikett „Messie“, das bei uns gerade eine Wortkarriere macht wie vor einigen Jahren der Begriff „Mobbing“.

In den USA existiert der Messie bereits seit den 80er Jahren. Erfunden wurde er im wenig wohnlichen Heim einer Lehrerin aus Florida, die, nachdem die Verwahrlosung Renovierungsmaßnahmen notwendig machte, ihr Chaotentum in den Griff bekam, fortan Leidensgenossinnen mit Tips für die besonders schlechte Hausfrau versorgte. Heute gilt Sandra Felton auch bei uns als Heilsbringerin weiblicher wie männlicher Messies.

Seit rund zwei Jahren treffen sich Unordentliche in Deutschland zum Erfahrungsaustausch und Aufräumtraining á la Felton in Selbsthilfegruppen, den „Anonymen Messies“. Unlängst fand in drei Städten der erste Messie-Kongreß statt, „und nach jedem Artikel stehen 35 Neue bei uns auf der Matte“, berichtet ein Berliner, der sich, so ist das bei anonymen Selbsthelfern üblich, bei seinem Vornamen Jochen nennen läßt.

Profi im Job, privat ein Chaot – Jochens Biografie ist eine typische Messie-Laufbahn. Beruflich ist der Systemanalytiker zuverlässig, geradezu ein Erbsenzähler. Sein privates Chaos hielt sich so lange in Grenzen, wie es die hinter ihm aufräumende Ehefrau mit ihm aushielt. Nach Trennung und Auszug lebte er aus Umzugskartons, die sich neben den Einzelteilen nie aufgebauter Regale stapelten. „Schließlich wollte ich das total perfekt machen.“ Doch dazu kam es nicht, denn Rationalisierungsmaßnahmen in Richtung Kleidersammlung überfordern Messies emotional, sie hängen an dem Kram, der sie umspült – am ersten Anzug und an allen im Lauf des Lebens erstandenen Socken, oft an Zeitungen und Broschüren. Schließlich bricht alles, im Wortsinn, zusammen. „Was glauben Sie, wie schwer es ist, Magazine meterhoch stabil zu stapeln“, klagt Jochen.

„Unordnung ist die Wonne der Phantasie“, so heißt es. Tatsächlich werden Messies als kreative Zeitgenossen beschrieben. Wenn die Inspirationsquellen dann aber zur Flut anschwellen, versiegt der Spaß am Sammeln und macht dem Selbsthaß Platz. „Der Leidensdruck ist oft immens“, berichtet Psychotherapeut Gross. „Wie ein Hund hinterlasse ich überall in der Wohnung Markierungen“, erzählt etwa die Münchner Studienrätin Helga. Die derbe Metapher mag nicht recht zu der adretten 38jährigen mit den patzerlos lackierten Fingernägeln passen, ebensowenig wie die Beschreibung ihres häuslichen Ambientes: „eine Rumpelkammer“.

„Der Messie entwickelt einen Tunnelblick, er nimmt das Chaos lange nicht wahr“, erläutert Messie-Guru Sandra Felton. Lassen sich dann aber kaum mehr Schneisen schlagen, und ist die Lohnsteuerkarte im Durcheinander für immer verloren, übermannt ihn schließlich Panik – er kapselt sich ab und verzweifelt an der schier unlösbaren Aufgabe, Ordnung zu schaffen.

Anlässe, die aus kreativen Chaoten verzweifelte Messies werden lassen, sind individuell verschieden. Die häufigsten: Frauen trifft es nach dem ersten Kind, Männer nach der Scheidung. Drei Haupttypen könne man unterscheiden, katalogisiert Psychotherapeut Werner Gross: Da gibt es die Horter, die unpünktlichen Zeitmessies und die Chaos-arbeiter, die Infos oder unerledigte Aufträge hamstern.

Auf solche Büromessies haben sich Aufräumdienste spezialisiert, wie ihn Edith Stork, eine resolute Frankfurterin, führt: Rigoros trichtert sie den Schreibtischtätern Ordnungssinn ein. Gegen erneutes Unterlagenwachstum gehen die Büro-Ordner mit Kontrollbesuchen vor – unangemeldet, versteht sich, wie einst in der Schule, als strenges Lehrpersonal die Fächer unter den Bänken filzte, gammelnde Brötchen mit spitzen Fingern zwischen Heften hervorpulte und die Chaoten – meist altbekannte Kandidaten – dem Spott preis gab.

Das Schlamperstigma. Die meisten Messies haben eine „Historie der Demütigungen“ hinter sich, so die Esslinger Psychologin Cordula Neuhaus. Mancher kompensiert seine Schwäche später mit beruflichem Perfektionismus, „privat kriegen sie das nicht hin.“

Verhaltenstherapie und Anleitungen zum Aufräumen können den Weg aus dem Chaos – ganz allmählich – ebnen, sind sich Psychologen einig. Allein die Ursachen des Messietums sind umstritten: „Es kann in der Familie erlerntes Verhalten sein“, kolportiert Psychologe Werner Gross die Meinung der Fraktion, die Messietum „als Symptom mit verschiedenen Ursachen“ betrachtet. Seine Kollegin Neuhaus hält die Messie-Prädisposition dagegen für angeboren: „Die meisten Messies haben das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS). Diese Menschen können ihre Aufmerksamkeit schwer lange Zeit auf etwas konzentrieren“, urteilt sie. Evolutionsgeschichtlich sind ADS-Typen, so eine weitere Hypothese, auf dem Stand der Jäger und Sammler. Neuhaus: „Sie sind hochimpulsiv, immer auf dem Sprung.“

Die modernen Jäger „können in manchen Berufen absolut klasse sein“, betont die Psychologin. Oft sind sie erfolgreich als Broker, Ärzte oder Journalisten. „Unter meinen Patienten ist der Chefredakteur. Recherchieren ist kein Problem für den Mann“, gehe es aber daran, den Artikel zu schreiben, verzweifle er.

Daß die Blüten des Chaos krause Formen annehmen können, reflektieren Messies in ihren Sitzungen mit einer Stimmung zwischen Lachen und Weinen – das Problem Chaos ist überwältigend wie lächerlich. Sogar mit Selbstmordfällen ist der Berliner Jochen in seiner Gruppe konfrontiert gewesen. Die Fahrt zum Kongreß nach Hannover dagegen war eine Episode mit Slapstick-Charakter: „Ich sag´ nur soviel: Kriegen Sie mal zwölf Messies rechtzeitig in einen ICE!“

„Wenn der Heizungsableser kommt, da kriegt der Messie Panik, da macht er sich fertig“ Jochen, „Anonymer Messie“ in Berlin

TYPISCHE CHAOTEN

Die Horter

heben alles auf – Papierberge, Klamotten, Nippes, Müll.

Zeitmessies

sind chronisch unpünktlich, verwechseln Termine.

Chaosarbeiter

verwüsten das Büro oder nehmen zu viele Aufträge an.““

Diese Artikel aus dem Jahr 1998 fanden wir im Focus veröffentlicht.
FOCUS Magazin | Nr. 47 (199
8)

Freitag, 6. August 2010

Wir geben dem Schlau Michel eine Chance!

Liebe Messiefreunde,
wir geben dem Schlau-Michel aus dem Posting eine Chance und Testen seine Weisheiten.

Erster Teil des Testes............

Probieren Wir einen Satz aus:

"Ich will frei und ohne Messie-Syndrom leben,
ich bin Messie und brauche Hilfe beim Aufräumen!"
Dann lesen Sie diesen Artikel weiter.

Zweiter Teil folgt in 14 Tagen.

Einfach aufräumen, simply

Aufräumen ist doch ganz einfach!!!!
Hier der Text eines besonderen Schlau Michels.

Zitat:
„Aufräumen: Nie wieder dem Messie-Syndrom erliegen!
Thema: Entrümpeln
Stellen Sie sich hin und sagen Sie laut: "Ja, ich will ein Messie bleiben, ich brauche keine Hilfe beim Aufräumen!" Finden Sie den Zustand Ihrer Wohnung schön. Wenn das gelingt, leiden Sie nicht am Messie-Syndrom (manche schreiben auch Messy-Syndrom) - lesen Sie einen anderen Text zum Thema Aufräumen und Entrümpeln.
Haben Sie aber Zweifel, dann holen Sie tief Luft und probieren Sie einen anderen Satz: "Ich will frei und ohne Messie-Syndrom leben, ich bin Messie und brauche Hilfe beim Aufräumen!" Dann lesen Sie diesen Artikel weiter.
Gegen das Messie-Syndrom kämpfen: Lesen Sie diese Seite ganz durch
Sagen Sie nicht (wie schon so oft): "Dieser Artikel wird mir als Messie auch keine Hilfe beim Aufräumen sein." Nehmen Sie hin, was Sie lesen. Zu Ihrer Persönlichkeit gehört Widerspruchsgeist. Das ist gar nicht so schlecht. Aber lassen Sie nicht zu, dass dieser Geist immer wieder jeden Rettungsring ablehnt, den Sie als Betroffener mit Messie-Syndrom zugeworfen bekommen.

simplify-Tipp: Akzeptieren Sie jetzt schon, dass die vor Ihnen liegende Aufgabe einfach ist. Jeder, der Ihnen sagt, es sei schwer, ist gegen Sie.
Vergessen Sie den Blocker gegen das Entrümpeln
Warum leide ich am Messie-Syndrom? Ist das eine Fehlfunktion bestimmter Hirnregionen? Habe ich ein schweres Kindheitstrauma? Alle diese Fragen sind Blocker gegen das Entrümpeln.

simplify-Tipp: Werfen Sie diese Fragen über Bord. Niemand ist durch ihre Beantwortung weitergekommen und hat das Messie-Syndrom über Bord geworfen. Warum Sie Messie sind und Hilfe beim Aufräumen brauchen, ist egal. Sie wollen keiner mehr sein. Das ist das Einzige, was zählt.
Sie leiden am Messie-Syndrom - pfeifen Sie auf die anderen Probleme
"Ja, wenn das Chaos in der Wohnung nur mein einziges Problem wäre!" Sie haben ein schlimmes Verhältnis zu Ihren Eltern. Chronische Geldsorgen. Sie fühlen sich wertlos. Sind oft krank. Kurzum: Ihr Messie-Syndrom ist nicht das einzige Problem.

simplify-Tipp: Alle diese Probleme müssen auch gelöst werden. Aber die hindern Sie nicht daran, Ihr Messie-Syndrom ein für allemal loszuwerden. Jetzt geht es nur ums Aufräumen.
Der erste Schritt zum Entrümpeln: Benutzen Sie Ihre Sachen
"Ich brauche das doch aber alles." Haben Sie alte Zeitschriften, aus denen Sie noch etwas ausschneiden wollten? Dann tun Sie es und freuen sich darüber. Hängen im Kleiderschrank alte Sachen, die Sie endlich mal wieder anziehen wollten? Dann ziehen Sie sie jetzt an und freuen sich. Tun Sie das mit allen diesen aufgehobenen Sachen.

simplify- Tipp: Erleben Sie das wunderbare Gefühl, dass niemand Sie zum Wegwerfen zwingt. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, nur bei Ihnen und das jetzt.
Ich kann nicht aufräumen? Pfeifen Sie aufs Scheitern
"Das ist so viel, das Aufräumen und Entrümpeln schaffe ich doch nie!" Scheitern bedeutet, etwas tun zu müssen, was Sie lieber nicht tun möchten. Bei etwas Vergnüglichem dagegen kann man nicht scheitern. So ist das jetzt mit dem Aufräumen.

simplify- Tipp: Schalten Sie um von Müssen auf Wollen. Dann können Sie nicht mehr versagen. Etwas, was Sie wollen, halten Sie auch durch. Oder haben Sie schon einmal gefürchtet, Ihr Lieblingsessen nicht aufessen zu können?
Seien Sie ehrlich zu sich - so lösen Sie das Problem simplify!
"Ohne Chaos verliere ich meine Kreativität!" Sprechen Sie diesen Satz 5-mal hintereinander. Bereits beim 3. Mal werden Sie merken, wie unsinnig er ist. Chaos und Dreck behindern Kreativität. Menschen mit Messie-Syndrom kommen auf viele gute Ideen, aber so gut wie nie mitten in ihrer Wohnung, sondern bei allen möglichen anderen Gelegenheiten.

simplify-Tipp: Trennen Sie die unsinnige Verbindung von Unordnung und Geistesblitz. Chaos bringt niemals einen Gewinn. Ihr Leben wird in einer "leeren" Wohnung nicht leer. Sie verlieren auch nicht Ihre Individualität. Im Gegenteil.
Gratulieren Sie sich zum Leben nach dem Messie-Syndrom
"Ich werde es schaffen!" Auch dieser Satz ist eine Falle. Denn er geht davon aus, dass Sie eigentlich ein Messie sind und dagegen ankämpfen müssen. Sie haben aber doch oben im 1. Absatz bereits beschlossen, keiner mehr zu sein! Sie verlieren nichts, wenn Sie kein Messie mehr sind. Sie können nur gewinnen.

simplify-Tipp: Sie haben es bereits geschafft! Sagen Sie also stattdessen fröhlich: "Ja, ich will beim Thema Ordnung ein ganz normaler Mensch bleiben!"
Und jetzt?
Wo bleiben die Tipps zum Aufräumen? Die praktischen simplify-Anleitungen zum Entrümpeln? Die Kniffe der Profis? Hand aufs Herz: Die kennen Sie alle zur Genüge, besser als viele andere. Die Technik ist nicht mehr das Problem. Sie wissen, dass Sie nicht in leeren Zimmern leben müssen, die Sie gewissenhaft ausräumen und entrümpeln müssen, sondern dass jedes Ding einfach seinen Platz haben sollte. Sie wissen, dass es bei Ihnen niemals steril aussehen wird. Und dass Sie nun endlich anfangen dürfen.“
Aus „Thomas Ritter, Endlich aufgeräumt“
So, nun wissen alle Messies, wie Sie Ihr Problem einfach lösen können…

Mittwoch, 21. Juli 2010

Das Messie Syndrom

Das "Messie"-Syndrom
Unter dem Namen "Vermüllungssyndrom" wird seit ca. 1985 ein Phänomen zusammengefaßt, bei dem Menschen ihre Wohnung durch die Anhäufung von wertlosen, unbrauchbar gewordenen Gegenständen unbewohnbar machen und dadurch von Kündigung, Zwangsräumung und Unterbringung in einem Heim oder einer Institution bedroht sind.
Das Wort "Messie" ist abgeleitet von mess (englisch für Chaos, Unordnung, Schwierigkeit). Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff durch Bücher der Amerikanerin Sandra Felton populär.

Messies leiden darunter, insbesondere im privaten Bereich, keine zeitliche und oder räumliche Ordnung herstellen oder halten zu können, in der sie sich wohl fühlen. Dieses "Unwohlsein" kann durchaus die lebenseinschränkenden Ausmaße einer Krankheit annehmen. Es gibt noch so gut wie keine wissenschaftliche Definition, geschweige denn Erklärung oder gar Behandlungsmethode.

Zugrunde liegt diesem Phänomen eine bisher noch kaum vollständig verstandene Unfähigkeit der Betroffenen, brauchbar und unbrauchbar zu unterschieden und dieser Einsicht gemäß zu handeln. Während es scheint, daß weniger schwer Betroffene von einem bereits geheilten "Messie" bei der Räumung der Wohnung bzw. Behebung der Unordnung Unterstützung zu erfahren, sind die schweren Fälle ohne Eingreifen von Behörden, Justiz und Müllabfuhr nicht beeinflußbar.

Man hält Coaching für ein geeignetes Mittel, Messies zu unterstützen, denn ein Coach greift nicht persönlich ein, sondern berät lediglich. Die Erstellung von Arbeitsplänen und die Unterstützung bei deren Einhaltung helfen den Betroffenen oft, ihre täglichen Aufgaben besser zu strukturieren. Hilfreich kann auch ein Peer sein (peer to peer), der dem Messie beim Aufräumen Gesellschaft leistet, ihn ermutigt, und ihn beim Aussortieren, Verstauen und Ablegen unterstützt.
Was ist das?

Die Amerikanerin Sandra Felton, eine Mathematiklehrerin aus Miami (Florida), gründete die weltweit erste Gruppe der "Anonymen Messies" und hat mehrere Bücher über das Problem geschrieben, unter anderem "Im Chaos bin ich Königin" und "Im Chaos werden Rosen blühen" (Brendow-Verlag).

Felton sorgte 23 Jahre lang für Unordnung und Chaos daheim, bis sie die Ärmel aufkrempelte. Der absolute Tiefpunkt kam, als sie wochenlang nicht merkte, daß das Abflußrohr an ihrem Küchenbecken leckte. Denn im Einbauschrank darunter stapelten sich alte Zeitungen. Das Papier sog das Wasser aus dem Rohr auf, und die zweifache Mutter entdeckte die Bescherung erst, als der Boden unter dem Becken schon halb verrottet war.

Messies sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Viele von ihnen sind überdurchschnittlich mit "Ordnung" beschäftigt und im Beruf oft perfekter als andere. Egal ob als Lehrer, Kellner oder Manager.

Das Sammeln, Horten, Nicht-Wegwerfen kann bis zur Vermüllung führen. Die meisten Messies befinden sich aber in einem recht stabilen Höllenzustand irgendwo zwischen "äußerlich unauffällig" einerseits und der in den Medien gern zur Schau gestellten Vermüllung andererseits.

Vieles, was anderen leicht fällt, fällt Messies besonders schwer, wie Wegräumen, Abwaschen etc. Es bestehen große Entscheidungsschwierigkeiten bei alltäglichen Kleinigkeiten und, selbst wenn äußerlich unauffällig, gibt es ein Gefühl "Ich habe versagt". Daraus folgt eine Scham, die oft im Privatleben zur sozialen Isolation führt.


Die "Fangfrage" lautet: Wie fühlen Sie sich in ihrer Wohnung! Können Sie jederzeit Besuch empfangen?

Es gibt 4 Chaos-Phänomene bei Messies:

1. äußerlich unauffällig-normal, Ordnung ist jedoch ein ungewöhnlich wichtiger Teil des Lebens, sie zu halten wird als Qual empfunden

2. Zeit: z.B. Unpünktlichkeit und Versäumen wichtiger Termine

3. Papier: Horten von Papieren, Notizen, Zeitungen, Artikeln

4. Sammeln: Horten von Gegenständen, zwanghaftes Kaufen

Auslöser sind Überforderungssituationen bezüglich Leistungsvermögen, Wissen, Besitz und Können für innerlich schon verunsicherte Persönlichkeiten. Diese entstehen aus z.B. angeborenen oder erworbenen individuellen Schwächen oder allgemein offensichtlichen Belastungen. Kritische Ereignisse wie Hochzeit, Geburt, Trennung, aber auch Krankheiten kommen als Auslöser in Frage.

Eine auslösende Überforderungssituation wird oft durch Teufelskreise selbst wieder hergestellt und beständig erhalten, z.B. durch typischen Perfektionismus, dem man selbst nicht gerecht werden kann. Nach dem durchaus vernünftigen Motto: etwas, was man nicht schaffen kann, erst gar nicht anzufangen - wird aus einem "Tasse abwaschen" z.B. eine "Komplette Hausputz Idee" was in der aktuell gegebenen Zeit nicht schaffbar ist - die Tasse bleibt dreckig stehen.

Auf die Überforderung hin schotten sich Messies mit der Zeit systematisch von der Umwelt ab. Das Phänomen ist umgebungs- bzw. ortsgebunden, d.h. es konzentriert sich in der Regel auf das Privatleben in der eigenen Wohnung. In Beruf und Freizeit sind Messies eher unauffällig.

Darunter leiden Messies massiv, fühlen sich minderwertig, weil sie sich einer als normal dargestellten Aufgabe nicht gewachsen fühlen. Messies erleben sich mehr als passiv in einer auf sie einstürmenden Welt und weniger als aktiv ihr eigenes Leben frei gestaltend. Die selbstschützende Ablehnung weiterer als fordernd erlebter Situationen und oder Personen dürfte auch der Grund für eine manchmal auffällige Feindseligkeit bei Messies sein.
Wie wird man zu einem "Messie"?

Die krankhafte Sucht, massenhaft Tiere zu sammeln, ist mit dem Messie-Syndrom verwandt und in der Psychologie als Tierhortungs-Syndrom („animal-hoarding“-Syndrom) bekannt, wobei in Extremfällen die Betroffenen Tiere gleich hundertfach sammeln. 200 Hunde oder 500 Wellensittiche werden dabei auf engstem Raum gehalten und verwahrlosen, da sie nicht richtig gefüttert werden und vermehren sie sich meist unkontrolliert. Neugeborene Tiere werden von erwachsenen Tieren oft totgetrampelt und blieben liegen. Dahinter verbergen sich meist menschliche Probleme. Studien aus den USA zeigen, dass drei Viertel der Betroffenen Frauen sind, wobei jede zweite von ihnen allein lebt. Es kommen in der Regel mehrere Faktoren zusammen, etwa eine besonders ausgeprägte Tierliebe und oft auch eine menschliche Vereinsamung. Die Energie konzentriert sich dann mehr und mehr auf die Tiere, so dass dem Betroffenen das Ganze mehr und mehr über den Kopf wächst und es ihm schwer fällt, Grenzen zu setzen, so dass sich die Sammelleidenschaft verselbstständigt. Die krankhaften Tiersammler erkennen dabei nicht, wie schlecht es den Tieren gehe und die Wahrnehmung der eigenen Umgebung erfolgt nur noch durch einen recht engen Filter, indem unliebsame Aspekte der Realität ausgeblendet werden.

Die Wurzeln des Chaosproblems wurden oft durch ein geringes Selbstwertgefühl gelegt mit Verlust- und Existenzängsten in der frühen Kindheit. Entwicklungsdefizite führten zu einem Mangel an Urvertrauen in die eigene Umgebung und unmittelbaren Bezugspersonen. Wird ein Kind von den Eltern in seinen Grundbedürfnissen enttäuscht, lernt es, dass auf seine Bezugspersonen kein Verlass ist. So klammert es sich an Dinge, von denen es glaubt, dass sie dauerhaft oder zeitlos sind. Sie geben ihm eine Pseudoselbstsicherheit.

Das Sammeln von Nutzlosem ist dabei weder eine Zwangserkrankung noch eine gestörte Persönlichkeit. Messies sind sehr sensible Menschen, denken viel nach und spüren genau, wenn man sie nicht ernst nimmt. Der Automatismus, der anderen Menschen selbstverständlich ist, dass Altes einfach weggeworfen wird, fehlt den Messies. Erst wenn sie ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen haben, wenn ihr beschädigtes Ich wieder repariert ist, können sie ihr Problem mit dem Müll überwinden.
Mögliche Wurzeln des Chaosproblems
Es darf auf keinen Fall mit Druck zum Aufräumen gedrängt werden, sonst muß in der Regel mit massivstem aktivem und vor allem passivem Widerstand gerechnet werden.
Bei dem "unordentlich" Herumliegenden handelt es sich um Denkmäler für Aktivitäten und Vorhaben. Es einfach "wegzuräumen" würde entweder das starke Pflichtbewußtsein des Messie zutiefst verletzen, oder ihn seiner Hobby-Aktivitäten und "letzten Freiheiten" berauben. In jedem Fall ist es ein enormer Eingriff in seine Privatsphäre.
Müll und Unordnung schützt den Messie vor Identitätsverlust
Messies brauchen Hilfe, wohlgemerkt keine Haushaltshilfe, denn das würde ihr Problem nicht lösen. Im Gegenteil: der Privatbereich, die Wohnung ist oft stark schambelastet, Eingriffe und Verletzungen in diesem Bereich müssen entsprechend vermieden werden. Sie brauchen

1. die innere Bereitschaft, ihr unter harten Bedingungen erlerntes Verhalten zu ändern und Hilfe anzunehmen.

2. Hilfe in Form von
a. vor allem Verständnis und Akzeptanz
durch die Gesellschaft mit anderen Menschen mit gleichen Problemen, was durch
eine Selbsthilfegruppe sehr gut vermittelt werden kann.

b. oft auch einen liebevollen Freund, der gut zuhört und nicht bewertet, der
Lösungen aufzeigt und realisieren hilft, der jedoch keine Anforderungen stellt,
lehrmeistert oder Erfolgszensuren vergibt.

c. eine spezielle Verhaltenstherapie, in der
an den irrationalen - nicht hilfreichen - selbstschädigenden Gedanken
gearbeitet wird.

d. zeitgleich dazu ein Verhaltensplan erstellt wird.


Quellen:
http://members.aol.com/messies/l
http://www.adhs.de/ADS-Literatur/messies.htm
http://www.huepfkleckse.de/messies.html
http://www.benten.de/csg/pub/f100_de.html

Arbeitstagung mit Herrn Dr. Rainer Rehberger

Ankündigung:
Arbeitstagung mit Herrn Dr. Rainer Rehberger

in Düsseldorf Unterbach
AWO Zentrum plus
Gerresheimer Landstr. 101
Samstag, 25 September 2010
10 – 18 Uhr

Freitag, 2. Juli 2010

Achtung: Fortbildung

Gruppenleiter Fortbildung
vom Freitag, 26.11.10 bis Sonntag, 28.11.10
in der JH Berlin-Wannsee.

Nähere Informationen werden folgen!

Donnerstag, 24. Juni 2010

Interview zum "Messie-Syndrom"

Was ist charakteristisch für Messies?
"Messies tun sich äußerst schwer damit, zwischen "brauchbar und wichtig" und "unbrauchbar und unwichtig" zu unterscheiden. Dies hat zur Folge, daß sich in ihrer Wohnumgebung, fallweise auch an ihrem Arbeitsplatz, immer mehr Gegenstände anhäufen, die bereits unbrauchbar geworden sind, die Organisation immer schwieriger und komplexer wird und schließlich auch die Betroffenen selbst nicht mehr sagen können, was sich konkret in ihrer Wohnung befindet. Veraltete und sogar schadhafte Gegenstände können dann zu geliebten Erinnerungsstücken werden, die in Ecken, Kästen oder Regalen gehortet werden. Im Extremfall "Vermüllungssyndrom" können schließlich größere Bereiche der Wohnung gar nicht mehr betreten werden, bleiben in Extremfällen nur mehr enge "Fußwege" zwischen großen Haufen, Kisten und Säcken. Spätestens dann treten häufig auch hygienische Probleme auf, und täglich steigt das Risiko, daß das Problem nicht mehr länger vor der Umwelt verborgen werden kann. Die Wohnung ist kaum mehr begehbar, und es droht die Zwangsräumung oder Zwangsunterbringung.
Sehr schwer fällt es Messies häufig auch, mit Zeit umzugehen (Termine einhalten, zeitgerechte Erledigung von Aufgaben und Anforderungen) und zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen. Dies mag zum einen Folge des meist als peinlich erlebten eigenen Lebensstils sein, oft ist es aber auch ein Symptom des psychischen Störungsbildes ADS bzw. ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom), von dem Messies sehr häufig betroffen sind."
Ab wann ist das Vermüllungssyndrom eine Krankheit bzw. wann ist jemand einfach nur Sammler oder unordentlich?
"Als Psychotherapeut bin ich sehr vorsichtig und zurückhaltend mit dem Begriff "Krankheit". Als krankhaft bzw. psychische Störung bezeichne ich das Problem dann, wenn die betroffene Person (1) ihr Verhalten alleine nicht mehr in den Griff bekommen kann, (2) Ratschläge (der Umwelt, Hilfsangebote von Dritten, Selbsthilfe-Bücher etc.) nicht mehr weiterhelfen, und (3) längere Zeit hindurch keine merkbare und dauerhafte Verbesserung erzielbar ist.
Zu welcher Krankheit gehört das Vermüllungssyndrom? Zwang? Sucht?
"Es beinhaltet sowohl typische Aspekte von Zwangsstörungen, von Suchterkrankungen und mitunter auch von ADHS. Neuere Forschungen zeigen jedoch, daß das Messie-Syndrom nicht als Sonderform einer Zwangsstörung betrachtet werden kann, sondern ein eigenständiges Störungsbild darstellt."
Wer ist gefährdet, am Messie-Syndrom zu erkranken? Wie wird man zum Messie?
"Neigt man grundsätzlich zu einer allgemeinen "Sammel-Leidenschaft", die sich nicht nur auf 1-2 Interessensbereiche beschränkt, oder auch zu Sucht oder Zwängen, kann sich ein Messie-Syndrom daraus entwickeln. Sehr häufig finden sich jedoch auch starke Belastungen und Streßphasen in der Biografie von 'Messies' oder einschlägige Auffälligkeiten in der Kindheit oder Jugend."
Wie viele Menschen mit Messie-Syndrom leben In Österreich?
Selbsthilfegruppen sprechen von 15% (das wären ca. 1,2 Mio. Österreicher)?
Für Deutschland liegen keine konkrete Informationen vor.
"Leider gibt es dazu noch keine fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen. "Messies" im Sinne eines psychologischen Störungsbildes dürften ca. 0,5-3% der Bevölkerung sein.
Die Dunkelziffer könnte aber hoch sein. So lernte ich im Laufe meiner therapeutischen Tätigkeit auch Menschen kennen, die das Problem lange Zeit hindurch überhaupt nicht klar identifizieren konnten, da sie über große Wohnungen verfügten oder erhebliche Teile Ihrer "Sammlungen" in andere Wohnungen (z.B. die von Verwandten, Zweitwohnungen oder Lagerräume) "auslagerten". Man kann sein "Messie-Tum" also auch gut verdrängen oder verschleiern, sofern man die ökonomischen Mittel dazu hat."
Werden die meisten Messies zu einem - wie in den Medien gern zur Schau gestellten -"Vermüllungsfall"?
Oder sind sie einfach nur chaotisch und befinden sich in einem recht stabilen Zustand?
"Die aus den Medien bekannten "Vermüllungsfälle" sind extreme Einzelfälle, meiner Schätzung nach erreichen nicht mehr als 5% der Messies dieses Stadium. Aber auch wenn es nicht zu derartig dramatischen Entwicklungen kommt, erleben viele Betroffene ihr Verhalten als stark belastend, es schränkt ihre Sozialkontakte deutlich ein und erzeugt ein latentes Gefühl, "nicht in Ordnung zu sein".
Leider zeigen die Erfahrungen auch, daß das Problem eine Tendenz hat, unbehandelt an Belastung und Intensität zuzunehmen. Der Zustand bleibt also nicht stabil, sondern es wird im Laufe der Zeit immer schwieriger, wieder Ordnung in das äußere und innere Chaos zu bringen.
Sind Messies "heilbar"? Gibt es Therapien? Helfen Medikamente? Welche Behandlungsmethoden?
"Durch Außenstehende initiierte Hilfe (z.B. Aufräum- und Säuberungsinititativen von Verwandten oder Bekannten) werden von den Betroffenen fast immer als bedrohlich und angstmachend empfunden.
Prinzipiell kann Messies aber sehr gut geholfen werden - die Voraussetzung dafür ist jedoch, daß sie *selbst* ernsthaft bereit sind, etwas an ihrem Verhalten zu ändern, gewissermaßen einen "Aufbruch in ein neues Leben" wenigstens zu versuchen (daß sie sich das am Beginn einer Therapie selbst nicht wirklich vorstellen können, dies auch zu schaffen, spielt dabei keine Rolle - wesentlich ist der ernsthafte Wunsch, es zu schaffen!)
Als Therapiemethoden enthalten etwa Systemische Therapie, Verhaltenstherapie und Gestalttherapie Elemente, die sehr gut dabei unterstützen können, die zugrundeliegenden Probleme in den Griff zu bekommen. Bei der Therapie geht es übrigens, das mag ein wenig überraschen, nicht in erster Linie darum, das Symptom (z.B. mangelhafte Sauberkeit in der Wohnung) in kürzestmöglicher Zeit zu beseitigen, sondern vor allem, den betroffenen Menschen in die Lage zu versetzen, sich selbst besser zu organisieren und ihn seelisch so zu stärken, daß er nicht nur innerlich "zupackender" wird, sondern mehr und mehr auch in seinem Lebensumfeld entsprechend aktiv werden kann."
Wohin können sich Betroffene bzw. Angehörige in Österreich wenden?
"Derzeit existieren in Österreich noch keine Selbsthilfegruppen für Messies. Eine Austauschmöglichkeit für Betroffene besteht aber wenigstens virtuell auf einschlägigen Websites (z.B. http://www.messies-selbsthilfe.de/ oder im Online-Forum auf meiner Website), konkrete Unterstützung kann man bei Psychotherapeut/innen finden, die mit den oben erwähnten Methoden arbeiten und über Erfahrung mit Zwangserkrankungen oder der Suchtbehandlung verfügen."

Deutsche wenden sich an den Bund deutscher Messies.

Haben Sie Buchtipps für unsere Leser?
"In leichteren Fällen können sicherlich die folgenden Ratgeber-Bücher hilfreich sein:
P.Dettmering und R. Pastenaci, "Das Vermüllungssyndrom", Klotz-Verlag und
S. Felton, "Endlich weg mit dem Ballast", Brendow .
Das letztere Buch stammt von der (übrigens auch persönlich betroffenen) "Entdeckerin" des Messie-Syndroms persönlich.
Gerade beim Messie-Syndrom aber erweist sich der Griff zum Telefonhörer üblicherweise als wesentlich zielführender, Ratgeber-Bücher haben leider meist die Tendenz, in den ohnedies oftmals überfüllten Bücherregalen "endgelagert" zu werden.."
Haben Sie als Psychotherapeut ein besonderes Anliegen, wenn über das Thema gesprochen wird?
"Messie-Tum ist nichts, dessen man sich schämen müßte. Im Gegenteil, immer mehr Menschen sind davon betroffen. Aus vielerlei Gründen, von denen Konsumvielfalt und der stets ansteigende Informationsfluß nur zwei sind. Betroffenen oder solchen Menschen, die bei sich eine gewisse Tendenz in Richtung Verlust an Selbstorganisation wahrnehmen, möchte ich empfehlen, sich rechtzeitig Unterstützung zu suchen. Sei es in Form von Personal Coaching oder Therapie. Rückzug und Verdrängung sind erfahrungsgemäß die fatalsten Formen, damit umzugehen."

Quelle
DSP Richard L. Fellner ist Psychotherapeut, Coach und Supervisor in Wien.

Montag, 21. Juni 2010

Links für Messies

Messies

Werner Stangl - Arbeitsblätter Externe Verknüpfung www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/SUCHT/Messie.shtml
Fellner Richard L. (Psychotherapeut in Wien) Externe Verknüpfung www.psychotherapiepraxis.at/art/messies/messies.phtml
Messies-Selbsthilfe (D) Externe Verknüpfung www.messies-selbsthilfe.de
Anonyme Messies (D) Externe Verknüpfung www.anonymemessies.de
Messie-Forum der SFU-Ambulanz (Sigmund Freud Universität) Externe Verknüpfung www.sfu.ac.at

Mittwoch, 9. Juni 2010

S A T I R E

Satire auf Ratschläge in Form von Ratschlägen
Entstanden, weil wieder mal Leute in unsere Gruppe gekommen sind, die wütend wurden, weil sie in ihrer Not zu uns gekommen sind und wir mit den so bitter benötigten Geheimtipps nicht rausrückten.

Die 12 goldenen Ratschläge zum Aufräumen für Messies

Die Newton-Methode:
Werfen Sie alle Sachen in die Luft. Was wieder runter kommt wird weggeschmissen.

Die "Ein Platz an der Sonne"-Methode:
Kaufen Sie viele Postpakete. Füllen Sie die Pakete mit wertvollen, nützlichen und brauchbaren Dingen. Bei Bedarf weitere Pakete kaufen und füllen. Wenn alle wertvollen, nützlichen und brauchbaren Sachen verpackt sind, werden die Pakete zum notleidenden Bermuda-Dreieck verschickt. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, sind Sie jetzt in einer völlig leeren Wohnung.

Die Computer-Methode:
Will man Dateien löschen, so verschiebt man sie in den sogenannten Papierkorb. Sollte man das aber mal bereuen, kann man die gelöschten Dateien einfach wieder aus dem Papierkorb herausholen.
So was ist auch beim Aufräumen nützlich.
Besorgen Sie sich ein paar Umzugskartons und packen sie dort alles rein, was sie wegschmeißen wollen. Nur wenn absolut sicher ist, dass Sie diesen Schritt nie bereuen werden, können Sie den betreffenden Gegenstand auch in den Müll tun. Der Nachteil dieser Methode ist, dass die weggeworfenen Dinge nach wie vor Platz in Ihrer Wohnung beanspruchen.
Der erste Vorteil ist, dass die weggeworfenen Dinge weniger Platz brauchen als zuvor, weil sie ja in dem Karton geschickt gestapelt werden können.
Der zweite Vorteil ist, dass Sie sich jetzt großzügiger dazu entschließen können, etwas wegzuwerfen, weil sie die Entscheidung ja jederzeit revidieren können.
Wenn Sie es ganz perfekt machen wollen, erstellen Sie sich auf Ihrem Computer eine Datenbank, in der alles Weggeworfene katalogisiert wird. Dann können Sie jederzeit dort nachsehen, in welchem Karton das Gesuchte gelandet ist.

Die mathematische Methode:
Nehmen Sie sich nacheinander je einen Gegenstand in Ihrer Wohnung vor.
Für diesen Gegenstand würfeln Sie mit einem normalen sechsseitigen Würfel und gehen dann nach folgenden Regeln vor:
Regel 1: Wenn Sie eine 6 gewürfelt haben, dürfen Sie noch einmal würfeln.
Regel 2: Wenn Sie eine Primzahl gewürfelt haben, suchen Sie für den Gegenstand einen anderen Platz in Ihrer Wohnung.
Regel 3: Wenn Sie eine Quadratzahl gewürfelt haben, dürfen Sie den Gegenstand dahin zurückstellen, wo sie ihn herhaben.
Regel 4: In allen anderen Fällen wird der Gegenstand konsequent und rigoros weggeschmissen.
Anmerkung für alle, die sich nicht für Mathematik interessieren:
Die ersten 10 Primzahlen sind: 2; 3; 5; 7; 11; 13; 17; 19; 23; 27.
Die ersten 10 Quadratzahlen sind: 1; 4; 9; 16; 25; 36; 49; 64; 81; 100.

Die Aufräumhilfe-Methode:
Sammeln Sie alle Ratschläge die Sie bekommen können. Tauschen Sie sich mit anderen Messies aus, damit Ihnen kein wichtiger Ratschlag entgeht. Schreiben Sie jeden Ratschlag auf einen eigenen Zettel. Heften Sie an die Gegenstände, die Ihnen besonders wichtig sind, je einen Ratschlag. Schmeißen Sie dann rigoros alle Gegenstände weg, an denen kein Ratschlag klebt.
Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass man in der Regel aufgrund der vielen guten Ratschläge nichts wegzuschmeißen braucht.

Die konservative Methode:
Machen Sie sich klar, dass jede beliebige Anordnung von Gegenständen eine der möglichen Ordnungen dieser Gegenstände ist. Die jetzige Ordnung Ihrer Gegenstände heißt: Status Quo. Jede Änderung des Status Quo würde die jetzige Ordnung durcheinander bringen. Freuen Sie sich, dass bei Ihnen alles in Ordnung ist und vermeiden Sie jede Ordnungsstörung, die unvermeidlich auftreten würde, wenn Sie etwas suchen würden. Jeder Versuch aufzuräumen ist ein direkter Angriff auf den Status Quo und hätte eine verheerende Wirkung auf die bestehende Ordnung.

Die "typisch Messie"-Methode:
Wenn Sie zu denen gehören, die Nicht-Messies in ihre Wohnung lassen, dann kennen Sie sicherlich die tiefschürfenden Kommentare, weil inmitten der Berge die Bücher alphabetisch nach Autoren sortiert sind. Versuchen Sie gar nicht erst denen irgend etwas zu erklären. Sortieren Sie Ihre Bücher einfach nach den Autorennamen ab dem zweiten Buchstaben. Die Bücher lassen sich genauso leicht finden, wenn der erste Buchstabe nicht berücksichtigt wird, und die Nicht-Messies können wieder ruhig schlafen, weil sie Ihre Ordnung nicht mehr wahrnehmen. So passen Sie wieder gut in deren Weltbild und finden trotzdem Ihre Bücher.

Die wissenschaftliche Methode:
In ca. 4½ Milliarden Jahren wird sich unsere Sonne so sehr ausdehnen, dass die Erde innerhalb der aufgeblähten Sonne liegt. Diese Entwicklung heißt Supernova und führt dazu, dass es auf der Erde keine festen Dinge mehr gibt. Kein Kölner Dom, keine Pyramiden, keine Alpen. Wenn Sie bis dahin Ihre Wohnung nicht aufgeräumt haben, erledigt sich das Problem von alleine.

Die Sigmund-Freud-Methode:
Wenn damals Leute zu Freud gekommen sind, weil die was in ihrem Leben ändern wollten, dann hat er ihnen nicht geraten, die Ärmel hochzukrempeln, sondern sich erst mal auf eine Couch zu legen.
Das geht bei uns natürlich nicht.
Weil man dazu ja erst mal die Couch freiräumen müsste.
Aber eigentlich kann man auch ohne Couch nachdenken.
Wichtig ist nur, dass Sie die Ärmel nicht hochkrempeln.

Die fürsorgliche Methode:
Haben Sie Mitgefühl und Verständnis für Ihre Sachen. Sachen wollen nun mal gerne Raum einnehmen. Das darf man Ihnen nicht verdenken. Das ist halt ihre Natur.
Bei Ihnen können sich Ihre Sachen nicht genügend entfalten. Ihre Sachen werden nicht artgerecht gehalten.
Zugegeben, sie können bei Ihnen prima Verstecken spielen, aber viele von Ihren Sachen spielen nichts anderes mehr. Das kann auf Dauer doch nicht gut tun.
Schenken sie Ihren Sachen eine neue Perspektive, eine neue Zukunft. Verschenken Sie sie an sachenliebende Nicht-Messies.
Die Sachen, die noch auf ihr neues Zuhause warten müssen, brauchen unsere besondere Fürsorge:
Niemand von uns will von unwilligen, verkrampften, abgenervten Personen "aufgeräumt" werden. Muten Sie das auch Ihren Sachen nicht zu. Räumen Sie sie nur auf, wenn Sie gut gelaunt sind und Lust dazu haben.

Die christliche Methode:
Christen glauben bekanntlich an Gott. Genaugenommen glauben sie dem Jesus, was der über das Verhältnis Gottes zu uns gesagt hat. Und darüber hinaus glauben die Christen nichts. Sollten sie zumindest nicht.
Sollten auch Sie nicht.
Vor allem nicht solche Glaubenssätze, an die alle glauben.
Auch die, die glauben, dass sie an gar nichts glauben.
Was das Aufräumen angeht:
Glauben Sie, dass Sie aufräumen müssten?
Glauben Sie, dass Sie ein besserer Mensch wären, wenn Ihre Wohnung ordentlich aufgeräumt wäre?
Glauben Sie an die Existenz von inneren Schweinehunden?
Glauben Sie, dass der Sinn Ihres Lebens darin besteht, sich selbst zu dressieren?
Glauben Sie, dass Sie Ihre Wohnung längst aufgeräumt hätten, wenn Sie sich nur etwas mehr zusammennehmen würden?

Die Engel-Methode:
Ob es Engel gibt oder nicht hängt vor allem davon ab, was wir mit dem Begriff meinen. Möglichst weltbildneutral könnte man unter dem Begriff Engel jemanden verstehen, der uns etwas mitteilen will, was jenseits unseres Horizonts liegt.
Etwas Wichtiges.
So ein Engel muss nicht unbedingt immer ein Nachthemd anhaben. Er könnte sich auch als Wohnung verkleiden.
Als Ihre Wohnung.
Engel müssen nicht immer schön sein.
Und bequem sind sie sowieso nicht.
Aber ehrlich.
Vielleicht kommt es nicht so sehr darauf an, den Engel aufzuräumen, sondern ihm (oder ihr) zuzuhören.


Vielen Dank der Webseite Müllmensch.de

Begrüßung

Wir grüßen alle Messies in Deutschland,
Österreich und der Schweiz.
Dieser Blog ist unparteiisch und wird in lockerer Folge Themen zur Messie Problematik veröffentlichen.
Wir verstehen und als Sprachrohr aller Messies im deutschsprachigen Raum.